und: Wie gut muss meine Notizentechnik sein?
Für DolmetscherInnen, für deren Arbeitssprachen es in Deutschland kein Studium gibt, ist die staatliche Prüfung eine Möglichkeit, einen anerkannten Abschluss zu erwerben, mit dem sie sich später auch allgemein beeidigen lassen können.
Woraus besteht die staatliche Prüfung für Dolmetscher?
Sie umfasst verschiedene Prüfungsteile. Neben den Hausarbeiten, für die in der Regel juristische Texte übersetzt werden müssen, gibt es Klausuren, die sowohl Übersetzungen als auch einen landeskundlichen Aufsatz enthalten. Auch ein Multiple-Choice-Test zu juristischen Themen ist üblich.
Hinzu kommt der praktische Teil, also die mündliche Prüfung. Der Prüfling muss ein Gespräch auf Deutsch und in der anderen Sprache führen, stehgreifübersetzen, Vorträge simultan oder flüsternd übertragen und eine Rede konsekutiv verdolmetschen.
Wichtig zu beachten ist, dass die Prüfung auch ein Gespräch zu sonstigen Anforderungen an den Dolmetscher oder die Dolmetscherin umfasst. Hier kann es zum Beispiel um Neutralität, um überzeugendes Auftreten und andere allgemeine Verhaltensregeln gehen.
Wie gut muss meine Notizentechnik sein, wenn ich die staatliche Prüfung machen möchte?
Beim konsekutiven Dolmetschen ist die Notizentechnik einer von mehreren Faktoren. Es ist wichtig, Dolmetschtechnik zu haben. Die PrüferInnen werden merken, ob jemand die Technik des Dolmetschens an sich beherrscht oder hier noch Schwächen hat.
Um die Prüfung zu bestehen, muss die vorgetragene Rede oder das Gespräch außerdem vollständig gedolmetscht werden. Eine bestimmte, kleine Anzahl von Auslassern oder Fehlerchen führt in der Regel nicht sofort dazu, dass man durchfällt. Das Grundgerüst des Vorgetragenen muss aber da sein – und dazu braucht es einerseits ein geübtes Gedächtnis und andererseits eine funktionierende Notizentechnik.
Es gibt viele Arten, zu notieren. Entscheidend ist, dass sie in der Situation funktionieren. Aus meiner Erfahrung mit meinen TeilnehmerInnen wird es kritisch, wenn man eigentlich keine Technik hat und eher mitschreibt. Ab und zu melden sich DolmetscherInnen bei mir, die die Prüfung im ersten Anlauf nicht geschafft haben, weil sie zu wenig notiert haben, um die Rede vollständig genug wiederzugeben.
Fazit: Eine grundlegende Notizentechnik braucht man. Wie gut sie am Ende konkret sein muss, ist sicher immer auch situationsabhängig. Liegt mir der Text so sehr, dass ich ihn mir super merken kann, brauche ich die Notizentechnik weniger, als wenn ich alleine schon mit dem Inhalt der Rede zu kämpfen habe.
Wo kann ich die staatliche Prüfung ablegen?
Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, das Saarland und Sachsen bieten nach meinem Kenntnisstand Prüfungen an. Es ist wichtig zu beachten, dass die verschiedenen Ämter nicht immer alle Sprachen anbieten, dass die Prüfungen manchmal von der Anzahl der Anmeldungen abhängen und das Angebot sich hier und da ändert. Die verlässlichsten und aktuellsten Informationen findet man in der Regel bei den Ansprechpartnern der zuständigen Behörden.
Hier die zuständigen Einrichtungen mit den jeweiligen Sprachen:
Baden- Württemberg Regierungspräsidium Karlsruhe:
Englisch, Französisch, Hindi, Punjabi, Spanisch, Urdu
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Staatliche Prüfungsstelle für Übersetzer und Dolmetscher, München
Arabisch, Chinesisch, Dänisch, Englisch, Estnisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Kroatisch, Niederländisch, Russisch, Spanisch, Türkisch
Berlin, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie
Arabisch, Bulgarisch, Chinesisch, Englisch, Estnisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Lettisch, Litauisch, Neugriechisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Schwedisch, Spanisch, Tschechisch, Türkisch, Ungarisch
Hamburg Behörde für Inneres und Sport
— Es werden aufgrund der bevorstehenden Gesetzesänderungen vorerst keine Prüfungen durchgeführt —
Hessen Hessische Lehrkräfteakademie – Besondere Staatliche Prüfungen
Albanisch, Amharisch, Arabisch, Armenisch, Bosnisch, Chinesisch, Dari, Englisch, Estnisch, Französisch, Georgisch, Indonesisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Kroatisch, Kurmanci, Litauisch, Mazedonisch, Neugriechisch, Paschto, Persisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Slowenisch, Sorani, Spanisch, Thailändisch, Türkisch, Ungarisch, Ukrainisch
Mecklenburg-Vorpommern, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Englisch, Finnisch, Französisch, Norwegisch, Polnisch, Russisch, Schwedisch, Spanisch
Saarland , Prüfungsamt für Übersetzer und Dolmetscher beim Ministerium für Bildung, Saarbrücken
Englisch ,Französisch, Italienisch, Russisch, Spanisch, Türkisch
Sachsen, Landesamt für Schule und Bildung, Leipzig
Arabisch ,Bosnisch, Bulgarisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch,
Rumänisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Tschechisch, Ukrainisch, Ungarisch, Vietnamesisch
Wie sieht es mit seltenen Sprachen aus?
In seltenen Sprachen, für die es in Deutschland keine Staatliche Prüfung gibt, kann ein Überprüfungsverfahren durchgeführt werden. Sobald eine staatliche Prüfung in der entsprechenden Sprache eingeführt wird, verliert diese Bescheinigung allerdings ihre Gültigkeit.
Für diese als selten geltenden Sprachen werden in Hessen Prüfungen angeboten:
Aserbaidschanisch, Bengalisch, Edo, Esan, Fulla, Gujarati, Hausa, Kabyl, Kasachisch, Katalanisch, Kirgisisch, Manding, Oromiffa, Pidgin (E), Rif, Singhalesisch, Somali, Sussu, Swaheli, Tagalog, Tamil, Tigrinya, Turkmenisch, Usbekisch, Uygurisch, Zaza
[Quelle: Hessische Lehrkräfteakademie, Rheinstraße 95, 64295 Darmstadt]
Was kostet die Prüfung zum staatlich anerkannten Dolmetscher?
Die Gebühren variieren je nach Prüfungseinrichtung, liegen aber meist zwischen 300,00 Euro und 600,00 €.
Wann finden die staatlichen Prüfungen statt?
Prüfungen für häufig nachgefragte Sprachen finden ein bis zwei Mal im Jahr statt. Manche Stellen machen die Termine von der Anzahl der Anmeldungen abhängig. Konkrete Infos zu Terminen für dieses Jahr finden sich in den Links der im jeweiligen Bundesland zuständigen Stellen (siehe oben!)
Wichtig! Ich habe die Angaben zu den einzelnen Stellen und Prüfungen nach bestem Gewissen recherchiert, um einen groben Überblick zu geben. Bitte schaut dennoch konkret auf den Seiten der einzelnen Anbieter nach, um aktuelle Infos zu bekommen.